Der Mensch im Mittelpunkt

In Zeiten von Facebook und Co. ist es nicht unüblich, Menschen, die sich für eine gute Sache einsetzen, trotzdem zu kritisieren.

Wer sich für den Umweltschutz stark macht, wird gefragt, warum er nicht im Tierschutz tätig ist. Wer Tiere aktiv unterstützt, wird darauf hingewiesen, dass der Mensch wohl wichtiger wäre.

Wer mit Flüchtlingen sympathisiert, wird harsch angegangen, da es ja wohl genügend Kinder oder auch ältere Menschen im eigenen Land gäbe, die Hilfe brauchen könnten.

Bei GreenSmileHelp ist die Unterstützung aller Bereiche erwünscht.

Wir freuen uns über jeden, der eine Idee hat und aktiv mitwirken möchte.

Dabei spielen Nationalität, Alter, Geschlecht, Religion oder Glaube, politische Zugehörigkeit etc. keine Rolle.

Unser Motte heisst: "Helfen mit Herz"!

Sobald die Corona-Krise vorbei ist, planen wir z.B. die Erfüllung kleiner Wünsche von alten Menschen beispielsweise im Altenheim, die selten oder nie Besuch bekommen. Als Ideengeber diente uns Ruby Kate Chitsey: Three Wishes for Rubys Residents. Gerade in der westlichen Welt ist der Familienzusammenhalt nicht mehr so stark, wie z.B. in südlichen Gefilden. Mehrere Generationen wohnen nur noch selten unter einem Dach. Dies führt zur Vereinsamung hauptsächlich der älteren Menschen. Wir wollen mit unser geplanten Aktion wieder etwas Freude in den Alltag der Senioren bringen. 

 

 

Gerne unterstützen wir tatkräftig schon bestehenden Projekten und Organisationen.

 

Kontaktiere uns gerne:

 

«NIEMAND WIRD ALS PENNER GEBOREN»

EIN TAG IM CHRISCHTEHÜSLI ZÜRICH, 24.02.2022

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Überschrift mit dem Ausdruck «Penner» ist ein Zitat aus der Erfolgsserie der 80er «Ein Engel auf Erden», die in einer Zeit gedreht wurde, in der alles noch so erfrischend politisch unkorrekt sein durfte. Letzte Woche verbrachte ich einen Tag im Chrischtehüsli, eine Organisation, die sich um die Randständigen unserer Gesellschaft kümmert. Gestern nun hörte ich per Zufall auf Bibel-TV diesen Satz, den ich spontan als Überschrift wählte, und der so viel Wahrheit ausdrückt. Eins haben wir alle gemeinsam: Wir werden als Mensch geboren. Wir bringen verschiedene Anlagen mit, wir werden in ein bestimmtes Umfeld geboren, und schliesslich treffen wir bestimmte Entscheidungen in unserem Leben. Unsere gegenwärtige Situation ist das Ergebnis vieler unterschiedlicher Faktoren. Eins darf uns jedoch klar sein: Nur eine «falsche» Entscheidung, ein «falsches» Abbiegen kann dazu führen, sich plötzlich am Rande der Gesellschaft wiederzufinden. Die Mitarbeiter im Chrischtehüsli jedoch nehmen jeden Einzelnen liebevoll als Mensch an. Sie sprechen von ihren «Gästen» und begegnen diesen mit Respekt und Wertschätzung.

Gerne möchte ich Euch von diesem berührenden Tag berichten.

Gemeinsam in den Tag starten

Begonnen wird morgens mit einer Andacht, an der jeder teilnehmen darf. Abwechselnd begleiten verschiedene Mitarbeiter den Gesang auf der Gitarre. Mich hat fasziniert, mit welcher Inbrunst gesungen und gebetet wurde. Dann folgt die Besprechung für den Tag. Spontan kam mir der Gedanke, welchen anderen Verlauf ein normaler Arbeitstag nehmen könnte, wenn alle Mitarbeiter eines Unternehmens gemeinsam morgens beginnen würden, mit einer Meditation, mit Gesang, einem freundlichen Austausch, einem gemeinsamen Kaffee o.ä…

Nach und nach trudelten dann die Gäste ein. Kaffee und Tee wurde ausgeschenkt sowie ein Gebäck dazu gereicht. Generell lebt das Chrischtehüsli ausschliesslich von Spenden. Auch das Essen, was angeboten wird, stiften Lebensmittelläden in der Umgebung.

Den ganzen Tag über durfte ich meine Fragen stellen, und jeder der Mitarbeiter war bemüht, mir Auskunft zu geben und mich einzubinden.

Worin sieht das Chrischtehüsli seinen Auftrag?

Es wird da geholfen, wo Bedarf ist. In den Anfängen lag die Hauptarbeit der Helfer in der Unterstützung Drogenabhängiger. Mittlerweile hat sich die Klientel geändert. Heute trifft man im Chrischtehüsli zunehmend auf Migranten und Flüchtlinge. Somit wurde auch das Angebot angepasst. Zwar wird immer noch Unterstützung zum Entzug und zum Ausstieg aus der Sucht sowie aus dem Milieu angeboten, doch auch die Hilfe zur Integration in die Schweiz gewinnt an Bedeutung. Auch die gratis Deutschkurse für Flüchtlinge sind immer gut besucht. Des Weiteren bieten sie folgendes an:

  • Tagesstruktur, um Menschen den Einstieg in einen geregelten Alltag zu erleichtern
  • Beratung und Hilfe bei der Wohnungssuche, Arbeitssuche und Unterstützung im Kontakt mit den verschiedenen Ämtern
  • Reparatur von Fahrrädern im Innenhof
  • Immer ein offenes Ohr und Herz

Suchen Obdachlose nur die warme Mahlzeit im Chrischtehüsli?

So oder so ähnlich war meine Vorstellung. Doch der Fokus liegt ganz klar darauf, Beziehungen aufzubauen, hinzuhören, Gespräche zu führen, wenn erwünscht von den Gästen, und einfach dem Menschen und seiner derzeitigen Situation mit all den Herausforderungen Bedeutung zu geben. (Die Namen der Gäste, die ich hier erwähne, habe ich aus Respekt vor den Personen geändert.)

Ins Gespräch kommen

Eine Herausforderung für mich, da ich mich generell nicht aufdrängen mag. Zum Glück hat mir eine Mitarbeiterin auf die Sprünge geholfen und mich einer Dame aus Hamburg wegen unserer gemeinsamen Herkunft vorgestellt. Im Gespräch stellte sich zwar heraus, dass sie gar nicht aus Hamburg kam, aber das Eis war gebrochen. Dieser Frau sah man äusserlich die Obdachlosigkeit an, aber während unserer Konversation hat sie mich diese Tatsache mit ihrer kultivierten Ausdrucksweise und dem klaren Geist immer wieder vergessen lassen. Meinen zweiten Gesprächspartner stellte mir die Mitarbeiterin als Harry vor. Da Harry jedoch gar nicht Harry hiess 😊, war auch hier der Einstieg mit Leichtigkeit geschafft. Das Leben anderer Menschen interessiert mich, und so habe ich viel über «Harry» erfahren… über seine Träume hinsichtlich seines Berufs, die er einst hatte, über seine familiäre Situation, seine Wünsche ans Leben aber auch über seine Ängste, die ihm im Weg stehen. Es war mitunter ein sehr berührendes Gespräch, doch auch herzhaft gelacht haben wir zusammen. So verging die Zeit bis zum Mittagessen wie im Fluge.

Lecker essen und von Gott erzählen

Was man alles aus gespendeten Lebensmitteln zaubern kann, hat das iranische Pärchen, was im Chrischtenhüsli kocht, gezeigt. Das Essen war wirklich sehr lecker und kam auch bei den Gästen gut an. Doch bevor geschlemmt werden durfte, hörten die Gäste eine wahre Geschichte, die verdeutlichen sollte, was mit einem tiefen Glauben und dem Vertrauen an eine höhere Führung alles möglich ist im Leben. Mich hat amüsiert, wie wählerisch der eine oder andere beim Essen war: «Bitte nur Spaghetti», «Ich nehme nur Reis», «Ist denn kein Salat mehr da?», «Ich nehme nur die Hälfte» usw. Aus hygienischen Gründen gibt es keine Selbstbedienung, so war die Essenausgabe alles anderes als eintönig.

Gassenarbeit

Natürlich wollte ich auch die Gassenarbeit hautnah miterleben. Ein langjähriger Mitarbeiter nahm mich unter seine Fittiche und zeigte mir «sein» Revier. In der Umgebung gibt es ein grosses Angebot an Unterstützung: Heilsarmee, Angebote von Pfarrer Sieber, Orte, wo Spritzen und Methadon abgegeben werden, kostenfreie ärztliche und zahnärztliche Betreuung, um nur einige zu nennen.

Rollo, der in Hamburg Fritte heisst

Direkt am Hauptbahnhof Zürich bin ich ins Gespräch mit Rollo gekommen. Unsere gemeinsame Liebe zu Hamburg hat mich fast die Zeit vergessen lassen, so dass wir uns auf dem Rückweg beeilen mussten, um noch rechtzeitig zurück zum grossen Putzen im Chrischtehüsli zu kommen. Ein Leben auf der Strasse ist sicherlich hart, und ich habe tiefen Respekt vor Menschen wie Rollo. Sie sind Lebenskünstler, die es schaffen, das Beste aus einer Situation zu machen. Kaum vorstellbar, dass er zu Fuss nach Spanien gereist ist; in den Wintermonaten lebte er gerne in Italien (vor Corona-Zeiten) in einer kleinen Finka, von der Polizei geduldet. Er kennt den Clochard auf dem Hamburger Kiez, die verwarzte Kneipe auf der Reeperbahn, in der ich schon vor 30 Jahren gefeiert habe. Ach ja, und «Fritte» heisst er, weil er vor dem Altonaer McDonalds die Leute immer um Fritten angeschnorrt hat. Es wäre sicher spannend, «Rollos Hamburg» einmal kennenzulernen, da er von Ecken Kenntnis hat, von denen ich noch nie zuvor gehört habe, und er diese Stadt mit ganz anderen Augen wahrnimmt. Aber wie gesagt, ich musste mich von Rolle irgendwann wieder trennen und den Rückweg antreten.

Ein ereignisreicher Tag

Mein Aufenthalt im Chrischtehüsli hat mich tief berührt. Natürlich musste ich mitunter auch meine Komfortzone verlassen, aber das habe ich wirklich mit Freude gemacht, und so konnte ich viele neue Eindrücke mit nach Hause nehmen. Wir haben in unserem Verein neben dem Tierschutz- und Umweltschutzgedanken auch die Sparte «Der Mensch im Mittelpunkt». Mir schwirrt die Frage im Kopf herum, ob eine Kooperation möglich wäre, und wie genau eine Zusammenarbeit aussehen könnte. Den Tag angetreten habe ich eigentlich mit der Idee, Optionen zu finden, wie wir als Verein Obdachlose mit Hund unterstützen könnten. Diese Idee werde ich auch mit Sicherheit weiterverfolgen, doch es ist noch so viel mehr möglich…

Kann man das Chrischtehüsli unterstützen in seiner Arbeit?

Ja, und zwar in allen Bereichen. Freiwillige Helferlein sind genauso Willkommen wie Spenden.

Wir brauchen mehr Menschen, die mit Herz und Verstand dazu beitragen, die Welt etwas besser zu machen.

Cramerstrasse 11, 8004 Zürich

+41 44 241 62 42, info@chrischtehuesli.ch